Im Einklang
Qigong im Freien: warum sich die meditativen Bewegungen gerade an warmen Sommertagen besonders gut eignen – und wie sie Körper und Geist stärken
Sanfte Bewegung, tiefe Atmung, innere Ruhe: Qigong ist eine traditionelle chinesische Bewegungskunst, die fliessende, langsame Bewegungen mit Meditation und bewusster Atmung verbindet. Der Begriff «Qi» steht für Lebensenergie, «Gong» bedeutet so viel wie Arbeit oder Übung. Bei dieser Meditationsform fliesst das Qi durch spezielle Bahnen im Körper, die sogenannten Meridiane. Ziel ist es, Blockaden zu lösen und den Energiefluss zu harmonisieren – ein zentrales Prinzip der Traditionellen Chinesischen Medizin, die Gesundheit mit einem ausgeglichenen Qi in Verbindung bringt.
Qigong entfaltet seine Wirkung am besten, wenn man sich bewusst Zeit nimmt und an einem ruhigen Ort übt – idealerweise in den frühen Morgenstunden oder zu Beginn des Abends. Besonders am Anfang fällt es vielen Menschen schwer, den Alltagsstress loszulassen und die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Doch mit regelmässiger Praxis gelingt das zunehmend leichter. Die sanften Übungen fördern das Körpergefühl und die Koordination. Die tiefe Bauchatmung versorgt die Zellen mit Sauerstoff und beruhigt das Nervensystem. So bringt Qigong Körper und Geist in Einklang, stärkt die Körpermitte und fördert die innere Gelassenheit. In der warmen Jahreszeit bietet Qigong eine besondere Möglichkeit, sich mit der Natur zu verbinden und die meditative Kraft der Bewegung intensiv zu erleben. Eine der bekanntesten und beliebtesten Qigong-Übungen ist «Acht Brokate» – sanfte, aufeinander abgestimmte Bewegungen, die Körper und Geist auf besondere Weise harmonisieren.
Einstimmung
Zu Beginn atmen Sie tief und ruhig ein, um Körper und Geist zu entspannen. Bei der Übung «Den Himmel stützen» strecken Sie die Arme Richtung Himmel. Diese Bewegung dehnt die Wirbelsäule, beugt Schulterverspannungen vor und regt die Blutzirkulation an. Sie gilt als besonders wohltuend bei Erschöpfung. Die Übung «Der Bogenschütze» wirkt aktivierend und zentrierend: Spannen Sie die Arme vor der Brust, als würden Sie einen Bogen spannen, und drehen Sie dabei den Oberkörper leicht zur Seite. Diese Bewegung dehnt den Brustraum und stärkt das Körperbewusstsein.
Verbindung & Lösen
Die Übung «Himmel und Erde verbinden» kräftigt die Muskeln entlang der Wirbelsäule und unterstützt die Beweglichkeit im Hals- und Schulterbereich. Dabei heben Sie einen Arm nach oben und ziehen den anderen nach unten, um die Verbindung zwischen Himmel und Erde zu spüren. Bei der Übung «Stolz nach hinten blicken» legen Sie den Kopf sanft in den Nacken, um die Durchblutung in Hals und Kopf zu beleben und Verspannungen zu lösen. Auch emotionale Themen wie Trauer oder Angst können durch diese bewusste Bewegung gelindert werden.
Mobilität & Kraft
«Kopf und Gesäss bewegen» fördert die Beweglichkeit von Wirbelsäule, Hüfte und Taille und stärkt zugleich die Muskulatur im Rumpfbereich. Durch sanfte seitliche Bewegungen von Kopf und Becken wird Spannungen im Brustraum entgegengewirkt – hilfreich bei innerer Unruhe oder Nervosität. Zusätzlich unterstützt die Übung die Flexibilität des Körpers und das Gleichgewichtsempfinden. In der Sequenz «Mit beiden Händen die Füsse fassen» beugen Sie sich vor, greifen die Füsse und dehnen gezielt die Rückenmuskulatur. Gleichzeitig werden die Nieren sanft angeregt.
Qi-Energie
Mit dem «Fauststoss» führen Sie rhythmische Vorwärtsbewegungen mit Händen und Armen aus. Das fördert die Beweglichkeit in Fingern, Handgelenken und Schultern, regt den Kreislauf an und stärkt die Leber. Besonders hilfreich ist die Übung bei innerer Unruhe und Einschlafstörungen. In der abschliessenden Übung «Fersenheben» senken und heben Sie abwechselnd die Fersen, was die Wadenmuskulatur und die Bänder der Füsse kräftigt, die Energie im Körper gleichmässig verteilt und das Gleichgewicht verbessert.
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