Meine Haut

Sie ist mehr als nur eine schützende Hülle. Die Haut spiegelt sichtbar unser Innenleben und verrät so einiges über uns

Sie ist ein wahres Multitalent: Unsere Haut schützt uns vor Umwelteinflüssen und Krankheitserregern, reguliert die Körpertemperatur und vermittelt als grösstes Sinnesorgan Reize.  Gleichzeitig verrät sie viel über uns: Ihre Pigmentierung kann auf die Herkunft aus einem sonnenreichen oder sonnenarmen Teil der Welt hinweisen. Ihre Beschaffenheit zeigt, ob wir jung oder alt sind und ob wir uns zu oft der Sonne ausgesetzt haben. Plötzliches Erröten oder Erblassen verrät, ob wir freudig erregt oder zutiefst erschreckt sind. Unsere Haut ist unser ganz persönliches Aushängeschild. Wenn Pickel im Gesicht spriessen, Pigmentflecken, Rötungen, Dehnungsstreifen oder Falten ihre Ebenmässigkeit stören, wird das Bild, das wir gern nach aussen vermitteln, getrübt. Weil sie so viel von unserem Innenleben preisgibt, spiegeln sich emotionale Belastungen oft direkt auf der Haut wider.  Es ist also an der Zeit, das Tabuthema Hautprobleme offen anzusprechen.

Beauty-ABC

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unterschiedliche Haut: mit Pigmentflecken, Falten, vergrösserten Poren, Trockenheitsrissen, Dehnungsstreifen

Die Haut als Spiegel der Seele

Sprichwörter wie «Das ist zum Aus-der-Haut-Fahren» oder «Das geht mir unter die Haut» unterstreichen die enge Verbindung zwischen unserer Haut und unserer Psyche. Wenn wir mit anderen Menschen interagieren, Gefühle wie Liebe, Scham oder Angst empfinden, werden diese oft unmittelbar über unsere Haut sichtbar. Genau das macht Hautprobleme für Betroffene so belastend: Unsere Hülle wird zur enthüllenden Oberfläche. Diese enge Verbindung hat einen biologischen Ursprung: Haut und zentrales Nervensystem entwickeln sich aus denselben embryonalen Anlagen. Es ist bekannt, dass Stress – unter anderem durch das Hormon Cortisol – das Immunsystem schwächt und so Irritationen und Infektionen begünstigen kann. Umgekehrt verschlimmert psychischer Stress häufig bestehende Hauterkrankungen. Dieser faszinierende Zusammenhang wird weiterhin erforscht.

Schönheitsideal vs. Realität

Medien präsentieren uns vor allem in der Werbung ein Schönheitsideal: makellose, glatte und ebenmässige Haut. Dieses Ideal gilt als Zeichen für Attraktivität, Jugendlichkeit und Gesundheit. Doch die Realität sieht anders aus. Nur wenige Menschen entsprechen diesem Bild, insbesondere in der Pubertät. Zwischen 70 bis 95 Prozent aller Jugendlichen leiden in der Pubertät an Akne (Universitätsspital Zürich). Auch Erwachsene bleiben von deren Sonderformen (durch Medikamente, chemische Verbindungen, UV-Strahlung) nicht verschont. Nicht zu vergessen diejenigen, die unter chronischen, entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis (betrifft 5 bis 15 % in der Schweiz), Schuppenflechte (1 bis 2 % in der Schweiz) und Rosazea leiden. Diese Krankheiten gehen sämtlich mit Rötungen und juckenden Ekzemen einher. Kurz gesagt: Die Realität unterscheidet sich stark von dem, was uns in den sozialen Medien durch perfektionierte Filter und Bildbearbeitung vermittelt wird. Wenn es ein kleiner Trost ist: Auch früher war nicht alles besser. Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer litten unter Hautunreinheiten, wie historische Schriften belegen. Damals wurden diese mit Honig und Schwefelbädern behandelt. Bis Ende des 18. Jahrhunderts gab es die Vorstellung, dass die kleinen Hautunreinheiten von wurmartigen Parasiten verursacht werden, die sich unter die Haut bohren und von Körperflüssigkeiten ernähren – daher der Name «Mitesser». Wer mal verbotenerweise einen ausgedrückt hat: Dabei kommt ein länglicher gel­ber Talgstreifen zum Vorschein – wie ein Würmchen. Im 19. Jahrhundert stellte sich diese Annahme als Irrtum heraus. Der umgangssprachliche Begriff «Mitesser» und der dermatologische Fachbegriff «Komedonen», von lat. comedere (essen, verzehren) blieben jedoch erhalten.

Altershaut

Mit zunehmendem Alter wird die Haut trockener und dünner, weniger widerstandsfähig und elastisch. Gründe: Die Schweiss- und Talgdrüsensekretion nimmt ab, die Haut produziert weniger Feuchthaltefaktoren. Folge: Mimikfalten graben sich immer tiefer ein.

Trockene Haut

Ihr mangelt es an Feuchtigkeitsfaktoren und Lipiden. Symptome: Spannungsgefühl, Rötungen, Juckreiz, schuppige Stellen oder Risse in der oberen Hautschicht. Ursachen: Kälte, trockene Luft, Sonne, hormonelle Veränderungen, Hauterkrankungen (z. B. Neurodermitis).

Pigmentflecken (Hyperpigmentierung)

Sie entstehen durch eine Überproduktion des Hautfarbstoffs Melanin und treten oft als dunklere Stellen im Gesicht und am ganzen Körper auf. Ursachen: genetische Veranlagung, Sonneneinstrahlung, hormonelle Einflüsse, Alterungsprozess.

Fettige (seborrhoische) Haut

Die Talgdrüsen produzieren zu viel Sebum, was zu einem öligen Hautbild v. a. in der T-Zone (Stirn, Nase, Kinn) führt. Neigt zu Mitessern und Akne. Ursachen: genetische Veranlagung, hormonelle Veränderungen (Pubertät, Schwangerschaft), Stress, Kosmetika, Medikamente.

Eine Mutmachgeschichte

Die psychischen Auswirkungen von Hautproblemen sollten nicht unterschätzt werden, besonders bei Jugendlichen, deren Selbstwertgefühl in der Pubertät noch fragil ist. Leidet ein Teenager unter schwerer Akne, kann der Leidensdruck enorm sein. Eine Studie der University of Calgary zeigt, dass 18,5 Prozent der Betroffenen in den Folgejahren eine Depression entwickeln. Es gibt zwar wirkungsvolle medizinische Therapien gegen Akne, aber die erfordern Geduld. In der Zwischenzeit braucht es Mut, sich zu zeigen. Diesen bewies die 16-jährige Schottin Skye Stout im letzten August: Die talentierte Mittelfeldspielerin unterschrieb beim schottischen Zweitligisten Kilmarnock einen Profivertrag für die Frauenmannschaft. Der Club feierte das mit einem Social-Media-Post samt ihrem Foto. Fiese Kommentare und Beleidigungen waren die Folge, denn Skye leidet unter schwerer Akne. Um sie schützen, löschte der Club seinen Post, dennoch gingen ihre Geschichte und ihr Bild viral. Ganz Grossbritannien wurde auf Skye aufmerksam, es gab Hunderttausende aufmunternde Kommentare. Ihren Hatern konterte sie mit nur einem Satz: «I’ll let my football do the talking.» («Ich lasse meinen Fussball für mich sprechen.») Das tat sie dann auch: Bei ihrem ersten Profieinsatz schoss sie ein fantastisches Tor – und ihre Hater ins Abseits. Kilmarnock gewann übrigens 6:2. Diese Geschichte verdeutlicht wichtige Schritte zur Stärkung des Selbstwertgefühls bei Hauterkrankungen: Selbstakzeptanz. Akzeptieren Sie sich so, wie Sie sind, denn Ihre Hautprobleme sind ein Teil von Ihnen, aber definieren Sie nicht. Konzentrieren Sie sich vor allem auf Ihre Stärken und Talente, nicht auf die wahrgenommenen Schwächen. Finden Sie zudem Rückhalt bei Familie und Freunden. Ein starkes soziales Netz kann Ihnen dabei helfen, sich wohler in Ihrer Haut zu fühlen.

Akne & Co.

Gewöhnliche Akne (Acne vulgaris) Chronische, entzündliche Hauterkrankung mit Komedonen (Mitessern), Pickeln, Pusteln. Betrifft v. a. die Haut in Gesicht, Nacken, Brust, Rücken. Ursachen: erbliche Veranlagung, hormonelle Veränderungen (v. a. in der Pubertät), die zu vermehrter Produktion von Talg und Hornmaterial führen – das die Aknebakterien (Propionibacterium acnes) verstoffwechseln.

Neurodermitis  Chronische, entzündliche, schubweise verlaufende Hauterkrankung (v. a. bei Babys und Kindern) mit roten, trockenen, schuppigen, stark juckenden Stellen. Ursachen: erbliche Veranlagung, Allergieneigung.

Schuppenflechte (Psoriasis)  Chronische, entzündliche, schubweise verlaufende Hauterkrankung. Mit roten, schuppigen Flecken, die oft stark jucken. Ursachen: erbliche Veranlagung, fehlgeleitete Immunantwort der Haut, Umweltfaktoren, Stress.

Rosazea (Gesichtsrose)  Chronische, entzündliche Erkrankung der Gesichtshaut mit Rötungen, Papeln, sichtbaren Äderchen, sog. Flushing (plötzliches Erröten durch Hitze, Alkohol, Stress). Ursachen: erbliche Veranlagung, stark vermehrte Demodex-Milben, gestörtes Immunsystem.

Die Haut in Zahlen

Mit einer Fläche von ca. 2 m2 ist die Haut das grösste Organ unseres Körpers. Mit ihren drei Schichten (Oberhaut, Lederhaut, Unterhaut) macht sie bis zu 15 % unseres Körpergewichts aus. Sie enthält ¼ des im Körper gespeicherten Wassers. An den Hand- und Fussflächen ist die Haut 4 mm dick, am Augenlid dünn wie ein Blatt Papier. In 1 cm2 Haut befinden sich etwa 600’000 Zellen, 5’000 Sinneszellen, 4 m Nervenbahnen, 100 Schweissdrüsen, 1 m Blutgefässe, 15 Talgdrüsen, 5 Haare und 150’000 Pigmentzellen.

Die ungeschminkte Wahrheit

Schönheit mit Ecken und Kanten, das sorgt in letzter Zeit für Aufmerksamkeit. Besonders auf Social Media. Dort posten Betroffene ihre Akne-Gesichter, um das Thema relevant zu machen und ihre Erfahrungen mit Ablehnung, Schamgefühlen und Therapien zu teilen. Frischgebackene Mütter zeigen ihre Dehnungsstreifen, die während der Schwangerschaft durch Hormonumstellung und die rasche Dehnung der Lederhaut entstehen können. Das Thema «Ungeschminkt» macht auch Ex-«Baywatch»-Star Pamela Anderson zu ihrem Schwerpunkt. Seit ein paar Jahren zeigt sich die 58-Jährige ohne Make-up auf dem roten Teppich, mit Sommersprossen, unruhiger Haut und auch mal mit müden Augen. So what!, scheint sie sich zu denken und sagt in einem Interview mit Harper’s Bazaar: «Ich möchte die Schönheitsnormen herausfordern. Ich war schon immer eine Rebellin. Ich sehe nie jemanden und denke: So möchte ich auch aussehen. Ich will nur sehen, wer ich bin.» Aufsehen erregte auch das kanadische Model Winnie Harlow. Die Tochter jamaikanischer Einwanderer leidet seit ihrem vierten Lebensjahr an Vitiligo («Weissfleckenkrankheit»), einer Pigmentstörung, die zu bleibenden weissen Flecken auf der Haut führt. In ihrer Kindheit wurde sie deswegen gehänselt und ausgegrenzt, was bei ihr zu Depressionen führte. Nichtsdestotrotz startete sie als 20-Jährige eine erfolgreiche Modelkarriere und machte ihre Hauterkrankung zu ihrem Markenzeichen. Dabei enttabuisierte die heute 31-Jährige das Krankheitsbild Vitiligo und ebnete so auch anderen Models mit Pigmentstörungen den Weg.

Der Haut Gutes tun

Die oberste Regel lautet: Finger weg! Mitesser und Pickel selber ausdrücken oder ständig an Hautunebenheiten herumknibbeln (Skin Picking) erhöht die Entzündungsgefahr durch Bakterien und damit das Risiko bleibender Narben. Wer sich seiner Hautsymptome nicht sicher ist, sollte umgehend zum Dermatologen gehen, um eine eindeutige Diagnose zu erhalten und eine weitere Verschlechterung seines Hautbilds zu vermeiden. Die medizinischen Therapien von Hautkrankheiten sind inzwischen sehr wirkungsvoll und entwickeln sich ständig weiter. Wer seiner Haut darüber hinaus Gutes tun will, nimmt die Hilfe von Antioxidantien wie Vitamin A, C und E in Anspruch, enthalten in Pflege- und Sonnenschutzprodukten. Apropos Sonnenschutz: Wer an Hautkrankheiten leidet, sollte generell starke UV-Strahlung vermeiden, emulgatorenfreie Sonnenschutzmittel verwenden und sich in den Peakzeiten im Schatten aufhalten. Darüber hinaus können wir Problemverursacher wie Nikotin, Alkohol, Stress, einseitige Ernährung, Schlaf- und Bewegungsmangel vermeiden. Übrigens: Unsere Haut hilft sich normalerweise selbst. Sie schmiert sich mit hauteigenen Fetten und Talg, sodass übermässige Pflege eher schaden kann. Also nicht zu viel seifen, um den Säureschutzmantel und mit ihm das Mikrobiom zu erhalten. Reinigen und pflegen je nach Bedarf, am besten mit hautfreundlichen, pH-neutralen Produkten ohne Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe sowie ohne Mineralöle. Die Beautyindustrie ist sich der vielfältigen Hautprobleme inzwischen bewusst und hat mit entsprechenden Produkten für jeden Hauttyp reagiert.

Und zum Schluss …

… noch eine ganz persönliche Geschichte unserer Autorin. Sie blieb als Teenager zwar von gewöhnlicher Akne verschont, litt aber in jedem Urlaub am Meer oder in den Bergen unter Mallorca-Akne (Acne aestivalis, d. h. Sommerakne). Die kann bei hoher UV-Strahlung und Verwendung fett- und emulgatorenreicher Sonnencremes auftreten. Schlimm für sie waren damals nicht so sehr die vielen roten Quaddeln an Hals und Dekolleté, sondern der unerträgliche Juckreiz. Während die anderen sorglos in der Sonne herumtollten, musste sie im Schatten bleiben, bedeckt mit feuchten Handtüchern. Ihre Rettung kam in den 1980er-Jahren mit den ersten fett- und emulgatorenfreien Sonnengelen speziell für Betroffene. Seither kann sie die Sonne wieder geniessen, hält sich aber wegen ihrer vielen Pigmentflecken (erhöhtes Hautkrebsrisiko!) weiterhin lieber im Schatten auf.

Pflaumen

Die blauen Früchte sind reich an Vitamin C und Provitamin A, welche die Kollagenbildung unterstützen und die Haut festigen. Zudem schützen die enthaltenen Antioxidantien vor Schäden durch Umwelteinflüsse und tragen dazu bei, vorzeitiger Hautalterung vorzubeugen. Wer den Geschmack der Früchte nicht mag, kann auf Pflaumenkernöl zurückgreifen, das sich zur Pflege von strapazierten Haaren sowie trockener und empfindlicher Haut eignet.

Feigen

Feigen enthalten wertvolle Antioxidantien und Vitamine, darunter Vitamin B7 (Biotin), das den Erhalt von Nägeln, Haaren und Haut unterstützt. Zudem liefern sie wichtige Mineralien wie Zink, Eisen und Magnesium, die an der Zellerneuerung beteiligt sind, das Bindegewebe stärken und so zu einem gesunden Erscheinungsbild der Haut beitragen. Feigenextrakte können gereizte und gerötete Haut beruhigen, spenden Feuchtigkeit und beugen Trockenheit vor.

Auberginen

Die Aubergine überzeugt nicht nur kulinarisch, sondern auch mit ihren gesundheitlichen Vorteilen. Ihr Kaliumgehalt unterstützt den Wasserhaushalt und fördert so die Spannkraft und Vitalität der Haut. Zudem trägt sie zu einem ausgeglichenen Stoffwechsel bei, was eine wichtige Grundlage für ein ebenmässiges Hautbild ist. Auch äusserlich angewendet, beispielsweise in Form einer Gesichtsmaske, können Extrakte der Aubergine die Haut beruhigen.

Fotos: iStock, stocksy