Let’s dance

Von A wie argentinischer Tango bis Z wie Zumba: Keine andere Bewegungsart macht so happy wie das Tanzen. Wir müssen nur den passenden Stil finden. Eine Auswahl

Let’s Dance! Über drei Millionen Menschen schauen bei jeder Folge dabei zu, wie Promis mit Profitänzern eine heisse Sohle aufs Parkett legen. Dabei dürfte so mancher Zuschauer unwillkürlich mit den Füssen im Takt wippen. Oder steht sogar auf und macht mit. Denn Tanzen ist uns „praktisch in die Wiege gelegt worden“, sagt die Neurowissenschaftlerin und ehemalige Profi-Balletttänzerin Julia F. Christensen*. „Schon Babys synchronisieren ihre Gehirnwellen zur Musik.“ Sich rhythmisch zu Musik bewegen, das können nur wenige Spezies, und der Mensch gehört dazu. Alles andere, wie Tanzschritte und -figuren, lässt sich wie eine neue Sprache lernen.

Bewegung, Musik, Berührung

Dieser Dreiklang macht das Tanzen so besonders, denn er wirkt sich positiv auf Körper und Psyche aus. Laut Studien sollten wir uns pro Woche ungefähr 180 Minuten aerob mit mittlerer Intensität bewegen, um gesund zu bleiben. Musik aktiviert jenen Teil des vegetativen Nervensystems, der Reparatur- und Heilungsprozesse in Gang setzt und das Immunsystem reguliert. Zudem aktiviert unsere Lieblingsmusik das Gedächtnis und das Genusssystem im Gehirn (Glückshormone). Wenn wir mit unserem Partner tanzen, lösen die Berührungen über spezielle Rezeptoren in der Haut Impulse ans Gehirn aus, das wiederum Botenstoffe losschickt: Wohlige Gefühle durchströmen uns. Auch wenn wir ohne Partner, aber in der Gruppe mit synchronen Bewegungen tanzen, werden schöne Gefühle ausgelöst – wir finden uns sympathischer. Kurz: Tanzen hält nicht nur fit, sondern hebt auch die Stimmung. „Man könnte sagen, der Körper produziert beim Tanzen sein eigenes Antidepressivum“, so Christensen. Noch ein schöner Nebeneffekt: Wir verlieben uns leichter. Ihre erste Liebe traf unsere Autorin beim Walzer in der Tanzschule, ihren Mann fürs Leben bei einem Folkloretanzkurs …

Ballett

Das ist es: Ballett entstand an italienischen Fürstenhöfen der Renaissance und wurde im Frankreich des Sonnenkönigs verfeinert. Damals durften übrigens nur Männer Ballett tanzen. 1832 wurde die Tanzform auf die (Zehen-)Spitze getrieben, um den Eindruck des Schwebens zu vermitteln. Mit ihren Bewegungen und Schritten erzählen Tänzerinnen und Tänzer eine Geschichte, bringen eine Stimmung oder ein Gefühl zum Ausdruck. Die Tanzschritte sind in einer bestimmten Abfolge (Choreografie) festgelegt. So gehts: Ballett ist eine eigene Kunstform und technisch sehr anspruchsvoll. Trainiert wird ein eigenes System von Tanzschritten, ausgehend von fünf Ballettpositionen. Die Bewegungen sind nach den anatomischen Bedingungen des Körpers aufgebaut. Das bringts: Ballett verbessert Kraft, Ausdauer, Flexibilität, Koordination und Körperhaltung, fördert Konzentration und Disziplin. Übrigens: Schon kurze ballettartige Sequenzen mit den Armen auszuführen und dabei fröhliche Gefühle auszudrücken, hebt die Laune.

Tango

Das ist es: Tango verkörpert Leidenschaft und Melancholie, begleitet von den typischen Klängen des Bandoneons. Er entstand Ende des 19. Jhs. im Hafenviertel von Buenos Aires. Dorthin brachten Einwanderer aus Europa ihre Sehnsüchte und ihre Musik mit, die sich mit einheimischen Melodien und Rhythmen mischte. In den 1920ern schwappte die „verruchte“ Tango-Welle nach Europa über. Seit 2009 ist Tango UNESCO-Weltkulturerbe. Die begeistertsten Tangotänzer in Europa sind übrigens die Finnen. So gehts: Es gibt mehrere Tangostile, am bekanntesten ist der Tango Argentino – ein ruhiges Gehen im 4/4-Takt, verbunden mit weichen, fliessenden und immer wieder akzentuierten Figuren. Der Mann bestimmt scheinbar jeden Schritt, doch begleitet er nur die Bewegungen seiner Partnerin. Das bringts: Der ausdrucksstarke, sinnliche Paartanz mit engem Körperkontakt lässt auch sämtliche Glücks- und Bindungshormone im Körper tanzen. Mit seinen anspruchsvollen Schrittfolgen trainiert er zugleich das Gehirn, besonders bei den Rückwärtspassagen. Davon profitieren Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit.

Salsa

Das ist es: Das spanische „Salsa“ bedeutet Sauce – wie treffend. Denn Musik und Tanz vereinen lateinamerikanische und afrokaribische Zutaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in den US-Metropolen von Emigranten aus Kuba, Puerto Rico, Kolumbien und Venezuela „zusammengerührt“ wurden (z. B. Mambo, Rumba, Danzón, Son). Die Basiszutat des englischen Kontratanzes verrät so einiges über die europäische Kolonialgeschichte der Karibik. So gehts: Getanzt wird im 4/4-Takt paarweise oder in der Gruppe. Salsa ist ein rhythmischer, schneller und lebendiger Tanz, bei dem im wahrsten Sinne des Wortes die Hüften geschwungen werden. Daneben hat Salsa auch viele romantische Elemente, wobei sich Mann und Frau sehr nahe kommen. Das bringts: Salsa ist nicht einfach nur ein Tanz, sondern ein karibisches Lebensgefühl. Die mitreissenden Rhythmen lassen die Funken sprühen, vor allem zwischen den Tanzpartnern. Schlechte Laune oder Einsamkeits-gefühle verschwinden mit dem ersten Takt. Viva la vida – es lebe das Leben!

Hip-Hop

Das ist es: Hip-Hop umfasst alle Tanzstile, die sich in den Strassen der amerikanischen Ghettos oder auf Schulhöfen entwickelt haben (z. B. Breakdance, Popping, Locking, New Style usw.). Getanzt wird allein oder in Gruppen. Hip-Hop lässt sich spontan und individuell tanzen oder in ausgeklügelten Choreografien. So gehts: Grundelemente sind das Tanzen im Stehen mit Bewegungen der Arme, das Springen, Hocken, Hüpfen und das Tanzen am Boden. Darüber hinaus können die Akteure ihre eigenen Interpretationen der Musik zum Ausdruck bringen und ihre individuelle Kreativität entfalten. Das bringts: Hip-Hop lebt von Emotionen wie Trauer, Schmerz, Freude oder auch Aggressivität. Die lassen sich mit den kraftvollen, oft akrobatischen Bewegungen zu energiegeladenen Rhythmen wirkungsvoll ausdrücken – das befreit. Wer in der Gruppe tanzt, geniesst die Synchronität der Bewegungen und das tolle Zusammengehörigkeitsgefühl.

Jive

Das ist es: Der Jive gehört im Tanzsport zwar zu den lateinamerikanischen Tänzen, entstanden ist er aber in den USA der 1930er- und 40er-Jahre aus den Tanzstilen Lindy Hop, Blues, Swing und Boogie-Woogie, später geprägt vom Rock ’n’ Roll. So gehts: Der Jive mit seinem ausgeprägten 4/4-Takt hat einen einzigartigen synkopierten Rhythmus und grosse Dynamik. Mit seinem hohen Tempo ist er der sportlichste unter den klassischen Paartänzen. Charakteristisch sind offene Figuren ohne geschlossene Tanzhaltung, diverse Kicks und Twists, der leicht-lockere Hüftschwung und kleine federnde Schritte mit Bounce-Effekt. Das bringts: Wie Salsa ist auch der Jive getanzte pure Lebensfreude, Musik und Rhythmus wirken einfach mitreissend. Bei ihm lassen sich (Alltags-)Sorgen mit Begeisterung wegtanzen und der Spass der Mittanzenden spornt noch mehr an. Dieser Tanz zündet ein wahres Feuerwerk an Glückshormonen.

Walzer

Das ist es: Der Walzer darf auf keinem Ball und keiner Hochzeit fehlen, wer ihn beherrscht, bewegt sich sicher auf gesellschaftlichem Parkett. Der traditionsreiche Paartanz (Wiener Walzer ist UNESCO-Weltkulturerbe) trat seinen Siegeszug 1814/15 an, als sich Europa beim Wiener Kongress neu ordnete – und auf Bällen tanzte. In einer Wiener Ballsaison finden bis zu 450 Bälle mit einer halben Million Gästen statt – da walzt die ganze Stadt. Wer an einem solchen Abend 12 Walzer tanzt, hat sich rund 2’500-mal gedreht, 5’000 Takte getanzt und eine Strecke von 5 Kilometern zurückgelegt! So gehts: Mit 60 Takten/Minute steht der Wiener Walzer als schnellster Tanz an der Spitze der Turniertänze. Im 3/4-Takt bewegt sich das Paar ununterbrochen in einer Kreisbahn fort. Besonders anspruchsvoll: die Linksdrehung. Das bringts: Beim Wiener Walzer kann man sich schwindlig tanzen, bis man das Gefühl hat zu schweben. Das löst euphorische Gefühle aus. Wer keinen Drehwurm riskieren will, tanzt Langsamen Walzer (30 Takte/Minute).

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